Vogel des Jahres 2024: Der Kiebitz

Deutschland hat gewählt: Der künftige Vogel des Jahres 2024 wird der Kiebitz (Vanellus vanellus) sein – damit löst er ab Januar den amtierenden Jahresvogel, das Braunkehlchen, ab. Fast 120.000 Menschen haben sich an der vierten öffentlichen Vogelwahl vom NABU und seinem bayerischen Partner, dem Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV), beteiligt.

Auf den Kiebitz entfielen dabei 33.289 Stimmen (27,8 Prozent), 27.404 (22,9 Prozent) auf den Steinkauz, 25.837 (21,5 Prozent) für das Rebhuhn, 23.239 (19,4 Prozent) auf die Rauchschwalbe und 10.152 (8,5 Prozent) für den Wespenbussard.

Der Kiebitz ist ein schwarz-weiß gefärbter, etwa taubengroßer Regenpfeifer. Sein Gefieder glänzt im Licht metallisch grün oder violett. Zudem sind die Federholle auf dem Kopf und die breiten gerundeten Flügel auffallend. Männchen und Weibchen sehen sich sehr ähnlich, jedoch ist die Federholle des Männchens länger und das Brustband einheitlich dunkel gefärbt.

Früher noch sehr häufig zu sehen, ist der Kiebitz aus vielen Agrarland-schaften verschwunden. Vor allem die Entwässerung und der Verlust von Feuchtwiesen machen der Art schwer zu schaffen. Durch frühe Mahd und schnell wachsende Kulturen sind Äcker und Wiesen weitgehend als Bruthabitat ungeeignet.

 

Vogel des Jahres 2023: Das Braunkehlchen

2023 trägt das Braunkehlchen (Saxicola rubetra) den Titel und löst damit den Wiedehopf ab. Bei der dritten öffentlichen Wahl vom NABU und seinem bayerischen Partner, dem Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV), haben insgesamt 134.819 Menschen mitgemacht. 58.609 (43,47 Prozent) Stimmen entfielen dabei auf das Braunkehlchen, 24.292 (17,99 Prozent) auf den Feldsperling, 22.059 (16,36 Prozent) auf den Neuntöter, 21.062 (15,62 Prozent) auf den Trauerschnäpper und 8.797 (6,53 Prozent) auf das Teichhuhn.

Das Braunkehlchen ist 12 bis 14 Zentimeter groß und hat seinen Namen von seiner braun-orangen Brust und Kehle. Wegen seines weißen Gesichtsbandes über den Augen wird es auch „Wiesenclown“ genannt. Sein Lebensraum sind feuchte Wiesen, Brachen und Feldränder. Wichtig sind einzelne Büsche, hohe Stauden oder Zaunpfähle, welche die Vögel als Sing- und Ansitzwarte nutzen. Es hat eine besondere Strategie, um sich vor Fressfeinden zu schützen. Miller: „Wenn ein Greifvogel am Himmel auftaucht, nimmt das Braunkehlchen eine ,Pfahlstellung‘ ein und versucht so, sich unsichtbar zu machen.“ Das Braunkehlchen frisst Insekten, Spinnen und Würmer, im Herbst auch Beeren. In Deutschland leben noch 19.500 bis 35.000 Brutpaare, Tendenz stark fallend. Das Braunkehlchen kommt fast überall in Deutschland vor, am häufigsten aber im Osten und Nordosten – es bevorzugt weniger dicht besiedelten Regionen.

„Dem Braunkehlchen wird der Titel Vogel des Jahres in Abwesenheit verliehen – es ist Langstreckenzieher und bereits im September nach Süden aufgebrochen. Der kleine Singvogel verbringt den Winter mehr als 5000 Kilometer von Deutschland entfernt südlich der Sahara“, so Miller. „Im April kommt es wieder zu uns zurück.“ Wie viele andere Zugvögel auch, fliegen Braunkehlchen nachts, tagsüber suchen sie nach Nahrung oder ruhen sich aus. Bei uns angekommen, suchen sie blütenreiche Wiesen und Brachen, um hier in Bodennestern zu brüten. Diese verschwinden allerorten, weshalb der Bestand des Braunkehlchens seit Jahrzehnten zurückgeht. Miller: „Helfen kann man dem Braunkehlchen, indem man beim Einkauf auf regionale, ökologisch produzierte Lebensmittel zurückgreift.“

 

Der Wiedehopf ist Vogel des Jahres 2022

Große Haube, langer Schnabel

Wiedehopf füttert Jungvogel mit Eidechseneiern - Foto: Thomas Hinsche

Der Wiedehopf (Upupa epops) war im 19. Jahrhundert ein gebietsweise häufiger Vogel, ist heute jedoch gefährdet in Deutschland. Weil ihm Nahrung und Lebensräume fehlen, gibt es nur 800 bis 950 Brutpaare. In der Roten Liste der Brutvögel gilt die Vogelart deshalb als gefährdet (Kategorie 3). Doch es gibt Hoffnung: Mitte der 1990er-Jahren wurden nicht einmal 300 Brutpaare gezählt – der Bestandstiefpunkt der vergangenen Jahrzehnte. Seitdem wächst ihre Zahl.

Der Wiedehopf mag halboffene bis offene und trockene Lebensräume mit lockerer Vegetation. Dazu zählen Heidelandschaften und Trockenhänge ebenso wie Streuobstwiesen oder extensive Weiden. Auch Truppenübungsplätze und Bergbaufolgelandschaften sind wichtige Ersatzlebensräume geworden. Da er gerne warme Gebiete besiedelt, kommt der Wiedehopf in Deutschland nur in bestimmten Regionen vor, etwa in Brandenburg und Sachsen-Anhalt oder am Mittelrhein in Rheinland-Pfalz sowie entlangs des Oberrheins in Baden-Württemberg rund um den Kaiserstuhl. Im Nordwesten fehlen geeignete Lebensräume großflächig, deswegen deswegen tauchen Wiedehopfe dort nur selten auf.

 

Das kann jede*r für den Wiedehopf tun:

  • Schützen und pflegen Sie Streuobstwiesen als bevorzugten Wiedehopf-Lebensraum.
  • Hängen Sie im geeigneten Lebensraum Nistkästen auf. Sie werden gern zur Brut angenommen.
  •  Unterstützen Sie den Kampf gegen den illegalen Vogelfang im Mittelmeerraum.

 

Kleiner Fakten-Check

  • Der Wiedehopf (Upupa epops) ist die einzige europäische von drei Arten der Familie der Wiedehopfe (Upupidae) und zählt zur Ordnung der Hornvögel und Hopfe (Bucerotiformes).
  • Seinen wissenschaftlichen Gattungsnamen verdankt er seinem Balzruf (upupup).
  • Er wird auch Stinkvogel genannt: Bei Gefahr scheiden Weibchen und Jungvogel ein übelriechendes Sekret aus einer Drüse über den Schwanzansatz aus und schrecken damit Feinde ab.
  • Die markante Haube mit den Scheitelfedern richtet der Wiedehopf häufig dann auf, wenn er gerade gelandet ist und bei der Balz.
  • Auf seinem Speiseplan stehen vor allem größere Insekten und deren Larven. Er frisst gerne Käfer, Maulwurfsgrillen, Heuschrecken und Schmetterlingsraupen. Auch Regenwürmer, Spinnen und kleine Eidechsen lässt er sich hin und wieder schmecken.
  • Im April erreichen den NABU und LBV immer wieder Meldungen von Wiedehopfbeobachtungen aus Gärten. Dort macht er auf seinem Zug nach Norden kurz Pause und stochert auf kurzem Rasen nach Nahrung.
  • Es gibt nur eine weitere verwandte Wiedehopf-Art in Madagaskar als Vertreter einer eigenen Vogelfamilie

 

Das Rotkehlchen - Vogel des Jahres 2021                  Der erste öffentlich gewählte Vogel des Jahres

                                                                                  Foto: NABU/Winfried Rusch

Das Rotkehlchen ist vermutlich Deutschlands beliebtester Singvogel. Wer im eigenen Garten das Beet umgräbt, der hat schnell ein Rotkehlchen an seiner Seite. Es sucht in der aufgeworfenen Erde nach Würmern, Schnecken, Spinnen und Insekten. Mit seiner orangefarbenen Brust ist der zutrauliche Vogel leicht zu erkennen. Der Gesang ist eine Abfolge hoher Töne, die in einer „perlenden“ Strophe enden.

Das Rotkehlchen fühlt sich in Wäldern, Parks und Gärten zu Hause. Auch offene Landschaften wie Felder bewohnen die Rotkehlchen, solange es Sträucher zum Brüten gibt. Rotkehlchen sind in Deutschland Teilzieher. Einige Vögel bleiben das gesamte Jahr über in unseren Breiten, andere ziehen kurze Strecken in wärmere Gefilde.

Es ernährt sich von Kleintieren, die es meist hüpfend am Boden jagt. Diverse Insekten, Spinnen, Würmer und Schnecken stehen ganz oben auf dem Speiseplan. Im Spätsommer und Herbst fressen Rotkehlchen auch Beeren und andere weiche Früchte.

"Symbol der Liebe" und Vogel des Jahre 2020:

Die Turteltaube

                                                                                                  Foto: Manfred Delpho

 

Früher hat man das markante Gurren der Turteltaube an jedem Dorfrand oder Flussufer gehört. Heute brüten sie häufig auf ehemaligen Truppenübungsplätzen oder in Weinbauregionen, wo sie noch geeignete Lebensbedingugen vorfinden. Die 25 bis 28 Zentimeter großen Vögel mit ihrem farbenfrohen Gefieder ernähren sich fast ausschließlich vegan. Sie bevorzugen Wildkräuter- und Baumsamen.

 

Die Turteltaube ist der erste vom NABU gekürte Vogel, der als global gefährdete Art auf der weltweiten Roten Liste steht. Heute brüten bei uns nur  noch 12.500 bis 22.000 Paare. Die meisten der höchstens 5,9 Millionen Paare Europas leben in Spanien, Frankreich, Italien und Rumänien. Turteltauben sind die einzigen Langstreckenzieher unter den Taubenarten Mitteleuropas. Sie verlassen zwischen Ende Juli und Anfang Oktober Europa, um südlich der Sahara zu überwintern.

 

Die Feldlerche - Vogel des Jahres 2019

                                                                     Foto:NABU/Michael Eick

Mit ihrem Gesang von der Morgendämmerung bis zum Abend läutet die Feldlerche alljährlich den Frühling ein. Doch der Himmel über unseren Feldern ist stummer geworden: Die Intensivierung der Landwirtschaft nimmt Feldvögeln den Lebensraum. Die Feldlerche soll als Jahresvogel stellvertretend für sie und anklagend für die katastrophale Landwirtschaftspolitik in Berlin und Brüssel stehen.

Die Feldlerche ist eine Tarnungskünstlerin: Mit einer Körperlänge von nur 16 bis 18 Zentimetern und der beige bis rötlich-braunen Gefiederfärbung ist sie in ihrem bevorzugten Umfeld, dem Ackerboden, fast nicht zu sehen. Akustisch macht sie sich umso deutlicher bemerkbar: Typisch ist ihr Singflug, bei dem sie hoch in die Lüfte steigt, dort verharrt und trillernde, zirpende und rollende Laute vorträgt.

Doch genau diese geschützten Lebensräume sind auf unserem Acker- und Grünland immer seltener zu finden. Intensivkulturen mit Mais und Raps, fehlende Brachflächen, Unmengen an Gülle und Pestiziden haben die Landschaft verändert und Feldvögeln zunehmend den Lebensraum genommen. Mit zwischen 1,3 und 2 Millionen Revieren gehört die Feldlerche zwar immer noch zu den häufigen Vögeln Deutschlands. Allerdings befinden sich ihre Bestände in einem deutlichen Sinkflug. Ein Drittel der Feldlerchen sind in den vergangenen 25 Jahren verschwunden. Aus vielen Gebieten Deutschlands wurde die Feldlerche bereits völlig verdrängt.

Der Star - Vogel des Jahres 2018

                                                                           Foto: NABU/Kerstin Kleinke

Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und sein bayerischer Partner LBV, Landesbund für Vogelschutz, haben den Star (Sturnus vulgaris) zum „Vogel des Jahres 2018“ gewählt.

Aus Kinderliedern kennen alle den Star. „Doch der vielseitige, plaudernd-schwätzende Gesang des Stimmkünstlers ist seit der Jahrtausendwende im Südwesten seltener zu hören“, sagt Stefan Bosch, Vogelschutzexperte des NABU Baden-Württemberg. „Es fehlt ihm zunehmend an Lebensräumen mit Brutmöglichkeiten und Nahrung – insbesondere verursacht durch die industrielle Landwirtschaft“, führt Bosch aus. In Baden-Württemberg gibt es über das ganze Land verteilt noch etwa 320.000 Brutpaare – damit ist der Star hier der zehnthäufigste Brutvogel.

 

„Der Star ist ein echtes Showtalent und würde bei jeder Castingshow abräumen“, sagt Bosch. Optisch bilden Männchen und Weibchen ein hübsches Paar – er mit metallisch glänzendem Gefieder, sie im mit hellen Punkten verzierten Prachtkleid. „Stimmlich ist der Star ein Könner der Imitation. Zudem bieten Starenschwärme im Frühling, aber auch im Herbst vor dem Vogelzug, einen faszinierenden vielstimmigen Chorgesang“, so der Ornithologe. Die Schwarmflüge sind ein spektakuläres Naturschauspiel, obwohl die Kurzstreckenzieher zunehmend im Südwesten überwintern. Stare brüten oft kolonieartig, sofern genügend Baumhöhlen zur Verfügung stehen, beispielsweise in Hartholzauen, Laub- und Mischwäldern oder Streuobstwiesen. In Deutschland ist der Bestand in nur zwei Jahrzehnten um eine Million auf inzwischen drei bis 4,5 Millionen Paare zurückgegangen. Die Zahl schwankt, abhängig vom Nahrungsangebot und dem Bruterfolg im Vorjahr. „Am Bodensee hat die Zahl der Brutpaare zwischen 1980 und 2010 um ganze 38 Prozent abgenommen“, rechnet Bosch vor.

 

„Wichtig für den Star ist – wie für viele gefährdete Vogelarten der Agrarlandschaft – wieder mehr Wiesen und Weiden extensiv zu nutzen, das heißt seltener und zur richtigen Zeit zu mähen, sowie Stoppelbrachen zu erhalten“, erklärt der Vogelschützer. Stare leben oft in Dörfern und Städten. Dort bauen sie ihre Nester in Nistkästen oder Hohlräume an Dächern und Fassaden. Nahrung finden sie in nahe gelegenen Grünflächen, Kleingärten und auf Friedhöfen. Doch auch im Siedlungsgebiet schwindet der Lebensraum des Singvogels durch Bauvorhaben und Sanierungen.

 

Der Star ist kein Kostverächter. „Seine Nahrung ist vielseitig und besteht aus allerlei Kleintieren und Früchten. Die stark industrialisierte Landwirtschaft mit ihren Spritzmitteln und damit einhergehend dem Schwund von Insekten macht auch dem Star zu schaffen. „Wer ihm und anderen Vögeln im Garten etwas Gutes zu will, verzichtet auf Insektizide und gestaltet seinen Garten naturnah (Tipps auf NABU.de/garten), etwa mit einer Beerenhecke, die zwischen den Feldern leider immer seltener wird“, rät Bosch. Geeignete Nistplätze fehlen dort, wo alte Bäume mit Bruthöhlen entfernt werden. Hier können Gartenbesitzerinnen und -besitzer helfen, indem sie neue Hochstämme pflanzen, die später bezogen werden können.

 

Der Waldkauz - Vogel des Jahres 2017

                                                                                                Foto: Peter Kühn

Stellvertretend für alle Eulenarten wurde der Waldkauz zum Jahresvogel gewählt. Eulen sind unverzichtbare Bestandteile der Artenvielfalt. Es gilt, sie zu schützen, ihre Bestände zu stabilisieren oder zu vermehren. Das Fällen alter Höhlenbäume, eintönige Wälder und ausgeräumte Agrarlandschaften ohne Nahrung sind damit die größten Gefahren für einen gesunden Waldkauzbestand.

Waldkäuze sind lautlose Jäger der Nacht. Sie sehen und hören besonders gut, und finden so präzise ihre Beute. Auch wenn sein Name anderes vermuten lässt: Der Vogel des Jahres 2017 ist keinesfalls nur im Wald zu Hause, obwohl er sich in lichten Laub- und Mischwäldern am wohlsten fühlt. Als ideal gilt ein Lebensraum mit einem Waldanteil von 40 bis 80 Prozent, dazu Lichtungen und angrenzende Felder. Längst ist er daher auch in städtischen Parkanlagen, Gärten oder auf Friedhöfen mit altem Baumbestand und geeigneten Bruthöhlen zuhause. Dabei kommt er uns Menschen recht nah, wenn er auch eher zu hören als zu sehen ist. Tagsüber versteckt er sich in Höhlen oder in dichten Baumkronen. Die Anpassungsfähigkeit bei der Wahl des Lebensraumes trägt dazu bei, dass der Waldkauz die häufigste Eule in Deutschland ist.

Der Stieglitz - Vogel des Jahres 2016

Foto: NABU / Andreas Hartl

Der Stieglitz gehört zu den buntesten und gleichzeitig beliebtesten Singvögeln in Europa. Kaum eine andere Art steht so für die Vielfalt und Farbenpracht unserer Landschaften. Doch die zunehmende Intensivierung der Landwirtschaft und die Bebauung von Brachflächen rauben dem Stieglitz die Nahrungs- und Lebensgrundlagen. Es wird enger für den farbenfrohen Distelfinken. Mit seiner Wahl zum Vogel des Jahres 2016 wollen NABU und LBV den fortschreitenden Strukturverlust in unserer Kulturlandschaft ins Blickfeld rücken: Der Stieglitz ist unser Botschafter für mehr Artenvielfalt und Farbe in Agrarräumen und Siedlungsbereichen.

    Jahresprogramm

Unser Jahresprogramm finden Sie unter der Navigationsliste links

Machen Sie uns stark

Ihr NABU-Mitgliedsantrag
Sie wollen sich nicht online anmelden? Bitte nutzen Sie dieses Formular.
Mitgliedsantrag.pdf
Adobe Acrobat Dokument 40.2 KB

Naturschutzjugend

Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene machen "action for nature" Mehr

Online spenden