Für mehr blühende Vielfalt: Umwandlung von mehreren Flächen in Bad Friedrichshall hat begonnen
„Natur nah dran“-Flächen werden zum Teil mit steinigem Substrat vorbereitet
Im Rahmen des NABU-Projekts „Natur nah dran“ sollen ausgewählten Flächen in blühende Wildblumenwiesen und Wildstaudenflächen umgewandelt werden. Das bedeutet, dass sie zum Teil ausgebaggert und mit einem Gemisch aus steinigem Substrat (Schotter, Kies oder Sand) und Kompost wieder aufgefüllt werden. Dies ist nötig, damit die Wildblumen und Wildstauden dort gedeihen können – sie benötigen einen sehr mageren Boden, um optimal wachsen zu können. „Die Flächen sehen für ein paar Wochen natürlich zunächst recht grau aus oder werden sogar mit einem neuen Parkplatz verwechselt. Doch keine Bange: schon im nächsten Jahr blühen hier die ersten Wildpflanzen für Tiere wie Mauerbienen, Stieglitze oder Schachbrettfalter“, erklärt NABU-Projektleiter Martin Klatt. „Es braucht jetzt etwas Geduld, aber in den nächsten ein bis zwei Jahren werden sich die Flächen immer mehr zu wertvollen und langjährigen Lebensräumen entwickeln.“
Bodenaustausch entfernt Weißklee und Co. – Flächen werden im Herbst bepflanzt
Ein weiterer Grund für den teilweisen Bodenaustausch ist, dass so die im Boden schlummernden Samen von weniger erwünschten und sich schnell ausbreitenden Pflanzen wie Melde, Knöterich oder Weißklee entfernt werden. An manchen Standorten kann die Erde auch an Ort und Stelle belassen oder nur umgegraben und dann mit Wildpflanzen bestückt werden. Die mit „Natur nah dran“ durchgeführten Maßnahmen sind individuell auf die Gegebenheiten vor Ort angepasst. Bad Friedrichshall hat mit Hilfe einer Naturgartenplanerin ein geeignetes Konzept erarbeitet, das nun umgesetzt wird. Die Mitarbeitenden des Bauhofs bereiten nun zunächst den Boden vor. Ab Ende September pflanzen sie dann Wildstauden, stecken Wildblumenzwiebeln und säen Wildblumensamen ein. Davor besuchen die Mitarbeitenden eine Schulung im Rahmen des Projekts, bei der sie die Methoden genauer kennenlernen.
Schotterflächen sind keine Schottergärten oder Parkplätze
Die „Natur nah dran“-Flächen sind nicht mit den Schottergärten zu verwechseln, die für Insekten und Vögel nutzlos sind. Zwar kommt in einige Projekt-Flächen ebenfalls grobes Material, aber auch ein Feinanteil mit verschiedenen Korngrößen, ergänzt durch Grünschnittkompost. So können Wildpflanzen und -stauden gedeihen, die in einem Schottergarten kaum eine Überlebenschance hätten.
Die in Bad Friedrichshall mit „Natur nah dran“ umgewandelten Flächen liegen u.a. an der Otto-Klenert-Schule, am Friedrich-von-Alberti-Gymnasium und an der Amorbacher Straße in Kochendorf. An den ausgewählten Grünflächen werden vorübergehend Schilder aufgestellt, die kurz und knapp erklären, warum Baggerarbeiten stattfinden oder Substrat aufgeschüttet wird. Später werden diese durch feste Infotafeln ersetzt, die auf die wertvollen Lebensräume für die biologische Vielfalt hinweisen.
Hintergrund
Das Kooperationsprojekt „Natur nah dran“ von NABU und Land wird gefördert durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg. Ziel ist es, Städte und Gemeinden mit Rat und Tat dabei zu unterstützen, Grünflächen im Sinne der Biodiversität umzugestalten. Von 2022 bis 2027 werden jährlich 15 Städte und Gemeinden gefördert. Seit 2016 wandelten 106 Kommunen bereits über 250.000 Quadratmeter naturnah um.
Info- und Pressematerial
Weitere Informationen gibt
es unter www.Naturnahdran.de.
Bauarbeiten für mehr blühende Vielfalt: Mit dem vorläufigen Schild informieren NABU und die Gemeinde Bad Friedrichshall über den Beginn der Umgestaltung. – Grafik: NABU Baden-Württemberg
Landesweiter Tag der Artenvielfalt 15./16. Juni
Organisation: Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg LNV
Am 15./16. Juni findet der landesweite Tag der Artenvielfalt statt. Zu diesem Anlass haben viele unterschiedliche Akteure rund 150 Einzelveranstaltungen verteilt über ganz Baden-Württemberg organisiert. Interessierte können sich ein für sie passendes Angebot auf der Website www.tag-der-artenvielfalt-bw.de heraussuchen und finden dort alle notwendigen Informationen für die Teilnahme. Der größte Teil der Veranstaltungen ist kostenlos; teilweise ist eine Anmeldung erforderlich.
Auf Einladung von Uwe Genzwürker von der Unteren Naturschutzbehörde Heilbronn starteten 20 Fledermausfreunde erwartungsvoll nach Möckmühl zu alten Schulhaus, um den abendlichen Ausflug der Großen Mausohren, der größten einheimischen Fledermausart, zu beobachten.
Zunächst erfuhren wir Wissenswertes über das Leben der nächtlichen Insektenjäger. Im Gebälk des Gebäudes befinden sich z.Zt. mehr als 400 Weibchen mit ihren Jungen, so dass man von rd. 700 Tieren ausgehen kann. Die Kolonie besteht seit mehr als 80 Jahren und bestätigt die Standorttreue dieser geschützten Tiere.
2009/2010 wurde das Dach während der Wintermonate renoviert, als sich die Fledermäuse in den Winterquartieren befanden, welche bis zu 100 km entfernt liegen können. Da die Sanierung naturschutzfachlich begleitet, fledermausgerecht durchgeführt worden ist, zogen alle Bewohner im April 2010 wieder ein. An der Menge des Fledermauskots - welcher ein hervorragender Dünger ist - konnte dies nachgewiesen werden. Bei der Renovierung oder dem Abbruch alter Gebäude mit großen Dachstühlen, sollte zuvor immer eine Untersuchung stattfinden, ob „Untermieter“ im Dach wohnen. Das gilt sowohl für Fledermäuse als auch z.B. für Schleiereulen.
Die Großen Mausohren jagen mit ihren Echolauten vorwiegend Laufkäfer, welche sie vom Boden aufnehmen, von denen sie in einer Nacht mehr als 40 Stück benötigen. Das entspricht etwa 1/3 ihres Körpergewichts.
Leider zeigten sich bei der anschließenden Beobachtung der großen Ausflugsöffnungen nur wenige Mausohren, was vor allem für die jugendlichen Teilnehmer enttäuschend war. Ob es wohl an dem sehr wechselhaften Wetter lag? Besondere Naturereignisse sind eben nicht auf Bestellung lieferbar. Die Teilnehmer haben aber die Möglichkeit während der nächsten Wochen selbst noch einmal auf Erkundungstour zu gehen.
Unser Dank gilt Herrn Uwe Genzwürker für die interessanten Informationen über die geheime Welt der Fledermäuse.
Horst Schulz
Seit Jahren fühlen sich unsere Rauchschwalben in den Pferdestallungen des Friedrichshaller Reiterverein am Mühlwörth in Kochendorf so wohl, dass sie immer wieder an die Stätte ihrer Geburt aus dem Süden zurückkehren. In diesem Jahr sind es mehr als 20 Nester. Wenn alle belegt und die Brut erfolgreich ist, dürften von der ersten Brut bereits 80 Jungvögel ausgeflogen sein. Dabei ist es eine WIN - WIN Situation, wie 1.Vorsitzender Wolfgang Beger versicherte. Die Schwalben halten die Stallungen und die Pferde von Fliegen und Mücken frei und im Gegenzug müssen keine Insektizide eingesetzt werden. Die schnellen Flieger der Lüfte stehen unter besonderer Beobachtung und dem Schutz von Stallmeister Matthias Beyerbach und seiner Frau Sylvia.
Für den NABU war das Anlass genug zur Auszeichnung mit Plakette und Urkunde als Schwalbenfreundliches Haus. Horst Schulz überreichte beides im Namen des Koordinators Rudi Apel vom NABU Landesverband und des NABU Präsidenten Jörg Andreas Krüger.- Unser Film- und Fototeam Thomas und Henry Kemmel hielt das Geschehen an den Nestern bei der Fütterung mit der Kamera fest, welche mit Unterstützung der Julius Würth Stiftung und von Bürgermeister Frey angeschafft werden konnte.
Unsere Rauchschwalben haben beim Reiterverein eine gute Zukunft. Inzwischen wird die zweite Brut unermüdlich von den Vogeleltern versorgt.
Der NABU Bad Friedrichshall bedankt sich stellvertretend für die Schwalben für die kostenlose Herberge.
Horst Schulz
Bilder in der FOTOGALERIE (links oben)
Die bisherige Regel, unsere heimischen Vögel nur bei Frost und geschlossener Schneedecke
regelmäßig zu füttern ist der Tatsache gewichen, dass das natürliche Nahrungsangebot von
Insekten, und Sämereien stark zurückgegangen und durch den Klimawandel eine geschlossene Schneedecke kaum noch Realität ist.
Die beste Nahrungsquelle für unsere gefiederten Freunde ist allerdings ein naturnaher Garten: Einheimische Sträucher wie z.B. Heckenrosen bieten Beeren an und in stehengebliebenen Stauden überwintern Insekten. Die Vögel finden jetzt kaum noch Futter und verbrauchen trotzdem viel Energie, um ihre Körpertemperatur von rd. 40°C aufrecht zu erhalten.
Während der Brutzeit im Frühjahr sollte aber auf keinen Fall gefüttert werden.
Meisen bleiben dann bei dem leicht erreichbaren Sonnenblumenkernen, ihre Jungvögel vertragen aber das Körnerfutter noch nicht und können davon sterben. Zur Fütterung sollten Futtersilos angeboten werden. Das Futter darf nicht nass werden, da es sonst verdirbt oder vereist. Bei großen Futterhäusern, vor allem wenn sie nicht regelmäßig desinfiziert werden, kann die Salmonellenerkrankung auftreten, besonders wenn Kot ins Futter gelangt.
Tote Vögel weisen auf diese Infizierung hin. Die Futterstellen sollten mindestens zwei Meter Abstand zur nächsten Glasscheibe (Aufprallgefahr) haben und frei aufgestellt / aufgehängt werden, damit sich keine Katzen anschleichen können.
Die Vögel unterteilen sich in der Ernährungsweise in die drei Gruppen Weichfutter- , Körner- und Allesfresser. Die Weichfutterfresser Amsel, Rotkehlchen, Zaunkönig, Star suchen sich ihre Nahrung bevorzugt am Boden. Die Körnerfresser Finken, Sperlinge, Ammern und die Allesfresser Meisen, Spechte und Kleiber welche sich im Winter auf Körner (Sonnenblumenkerne, Hanf, Mohn) umstellen sind unsere Futtersilogäste. Beim Kauf
des Winterfutters sollten Sie deshalb auf ein weitgefächertes Angebot von Körner-Weichfutter-
Fett-Mix und auf ein zeitnahes Herstellungsdatum achten. Wenn Sie dann die Futterstelle im
Schattenbereich einrichten, denn auch die Wintersonne kann das Futter verderben, haben Sie
Ihre Freude an den Wintergästen.
Horst Schulz
„Wenn Schwalben am Haus brüten, geht das Glück nicht verloren“. Dieses alte Sprichwort hat sich der Hofbesitzer Albert Kierstein in Bad Wimpfen zum Motto gemacht und in die Tat umgesetzt. Er hat dazu als Naturschutzmacher vom NABU Bundesverband Plakette und Urkunde erhalten, welche sein Enkel, Schüler der 9.Klasse der Wilhelm-Maier-Schule in Obereisesheim, sichtbar an einer Tafel am Rad- und Wanderweg vor seinem Anwesen an den Höhenhöfen angebracht hat. Diese Auszeichnung erweckt inzwischen großes Interesse.
Vorstandsmitglieder vom NABU Bad Friedrichshall nahmen dies zum Anlass, Herrn Kierstein und seiner Familie eine Besuch abzustatten und sich vor Ort zu informieren. Sie staunten nicht schlecht, als sie die 50 Rauchschwalbennester in den Pferdeställen entdeckten und erfuhren, dass das Miteinander für die Pferde am Abend und in der Nacht eine Wohltat sei, da die Schwalben sie von Plagegeistern frei hielten. Außerdem sei das Schwalbengezwitscher Musik in den Ohren der Hofbesitzer. Damit die Rauchschwalben (Hirundo rustica) genügend Baumaterial für die Lehmnester mit Stroh zur Verfügung haben, wurden in unmittelbarer Nähe im Außenbereich Lehmpfützen angelegt. Beim intensiven Gedankenaustausch konnten wir feststellen, wie sehr der Familie Kierstein die Schwalben ans Herz gewachsen sind. Wir danken den Schwalbenfreunden und beglückwünschen sie für den wertvollen Einsatz einer bedrohten Vogelart, welche vom NABU und Landesbund für Vogelschutz (LBV) in Bayern bereits 1979 zum „Vogel des Jahres“ gewählt wurde.. Wenn die Rauchschwalben im April aus ihren Winterquartieren südlich der Sahara zurückkehren und die Stallungen wieder bevölkern, wird unser Aktiver und Film- und Fotospezialist Thomas Kemmel sie in Bild und Ton festhalten. In Bad Friedrichshall haben wir ebenfalls ein solches Überlebensangebot beim Reiterverein Bad Friedrichshall, auch dort werden wir im nächsten Jahr unsere Kamera aufbauen und die Aufzucht der Jungen verfolgen.
Horst Schulz
Bilder in der FOTOGALERIE (links oben)